Die Geschichte des Kjeragbolten
Eine Reise durch Zeit und Natur
100 Jahre Kjeragbolten

Im Jahr 2025 feiern wir das 100-jährige Jubiläum der ersten bekannten Fotografie des Kjeragbolten. Bereits 1925 wurde dieser ikonische Felsbrocken von Thomas Peter Randulff – einem Bankdirektor und begeisterten Mitglied des örtlichen Wandervereins – verewigt. Der Kjeragbolten ist ein fünf Kubikmeter großer Felsblock, der in einer Felsspalte eingeklemmt ist – fast 984 Meter über dem Lysefjord. Heute zieht er jährlich Tausende von Besuchern aus aller Welt an.
Wusstest du jedoch, dass Nesatindane, nur wenige hundert Meter vom Kjeragbolten entfernt, ursprünglich das Hauptziel vieler der ersten Besucher war? Für Reisende, die mit dem Boot durch den Lysefjord fuhren, war das mächtige Kjerag-Massiv – oft als die „Majestät des Lysefjords“ bezeichnet – die Hauptattraktion im innersten Teil des Fjords. Auf dem dramatischen Felsplateau von Nesatindane konnten Besucher eine atemberaubende Panoramaaussicht über den Lysefjord genießen. Auch heute ist dies ein perfekter Ort für alle, die eine sicherere, aber ebenso beeindruckende Perspektive suchen.
Im Jahr 2025 laden wir dich ein, das Jubiläum mit einem Besuch sowohl auf Kjerag als auch auf Nesatindane zu feiern – erlebe die Magie, die Geschichte und die natürliche Schönheit, die Generationen von Besuchern fasziniert haben.
Kjerag: Vom verborgenen Juwel zur globalen Ikone. Nationalromantische Einflüsse – Frühe Entdecker
Die Geschichte von Kjerag reicht weit in die Vergangenheit zurück, und seine beeindruckende Präsenz hat die Menschen in der Region seit jeher fasziniert. Der Name Kjerag (ursprünglich „Kiragg“) soll von den kleinen Wasserläufen stammen, die die Felswand hinunterstürzen und im Wind wie das struppige Fell einer jungen Ziege wirken, wenn der Wasserfall zerstäubt.
Während Norwegens Nationenbildung im 19. Jahrhundert – oft als die Romantik bezeichnet – stellten Künstler und Schriftsteller Kjerag und den Lysefjord als dramatische Landschaften voller ästhetischer und mystischer Kraft dar. Eine der frühesten künstlerischen Darstellungen ist ein Gemälde von Lehmann aus den frühen 1820er-Jahren. 1866 schrieb der französische Autor Victor Hugo über den Lysefjord:
„Der Lysefjord ist die schrecklichste aller meerartigen Schluchten. (…) Manchmal hört man Donner, ohne dass eine Wolke am Himmel steht; ein Lichtstrahl bricht aus der Felswand, tausend oder fünfzehnhundert Fuß über dem Meer. Dieses Licht blitzt auf und zieht sich zurück wie ein Bumerang.“
Das Phänomen, das vor Ort als „Kjeragsmellet“ (der Kjerag-Knall) bekannt ist, ist eine plötzliche Druckwelle aus Wasserdampf, die besonders bei östlichen Winden einer bestimmten Stärke gut sichtbar sein soll.
Mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt im späten 19. Jahrhundert wurde der Fjord für ein breiteres Publikum zugänglich, und Orte wie Kjerag und Nesatindane rückten zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit.

„Kjerag im Lysefjord“, gemalt von Carl Peter Lehmann zwischen 1820 und 1825
Quelle: Nasjonalmuseet/Høstland, Børre

Quelle: Stavanger Turistforening, årbok 1925
Das erste Foto des Kjeragbolten
Im Jahr 1925 machte Thomas Peter Randulff die erste bekannte Fotografie des Kjeragbolten. Randulff, ein begeisterter Wanderer und Mitglied des Stavanger Wandervereins, hatte bereits rund 25 Jahre zuvor dazu beigetragen, den Preikestolen auf die touristische Landkarte zu setzen.
Anfang des 20. Jahrhunderts war er eine treibende Kraft hinter den Plänen für eine Touristenstraße, die Lysebotn mit Telemark verbinden sollte – ein Projekt, von dem er überzeugt war, dass es eine völlig neue Art des Tourismus in die Region bringen würde. Obwohl diese Straße aufgrund finanzieller und politischer Hürden nie realisiert wurde, legten seine Visionen und seine Arbeit beim Aufbau von Wanderwegen und Berghütten den Grundstein für die spätere touristische Entwicklung.
Während einer Familienreise im Jahr 1925 entdeckte er den markanten Felsblock und beschrieb ihn als eine „kleine Erbse“, die in einer Felsspalte rund 700 Meter über dem Fjord eingeklemmt war. Das Foto – auf dem sein Bruder Bernhard Randulff und ein einheimischer Führer zu sehen sind – wurde noch im selben Jahr im Jahrbuch des Stavanger Wandervereins veröffentlicht und weckte das Interesse lokaler Bergbegeisterter am Kjeragbolten. Obwohl der Felsbrocken nicht sofort zu einem beliebten Wanderziel wurde, legte dieses Bild den Grundstein für seinen späteren Ruhm.

Quelle: fotoalbum der Familien Randulff
Die Auswirkungen der Wasserkraft
Ab den 1950er-Jahren hatten Wasserkraftprojekte einen erheblichen Einfluss auf das Wachstum von Lysebotn und die gesamte Lysefjord-Region. Neue Kraftwerke, die tief im Inneren der Berge errichtet wurden, waren entscheidend für die Stromversorgung der Region und halfen, Lysebotn als eine lebendige Gemeinschaft zu etablieren. Später, im Jahr 1984, wurde die Lysevegen-Straße als Teil des Tjodan-Kraftwerksprojekts eröffnet.
Mit ihren atemberaubenden 27 Haarnadelkurven, die sich von Lysebotn bis Øygardstøl erstrecken, machte die Lysevegen es erstmals möglich, mit dem Auto von Sirdal zum Lysefjord zu gelangen – und revolutionierte so den Zugang zum Kjerag-Plateau und den umliegenden Berggebieten.


Kjerag als Zentrum für Klettern, BASE-Jumping und Wandern
Das Felsklettern im Lysefjord erfreute sich zunehmender Beliebtheit, wobei die steile Kjerag-Wand zu den anspruchsvollsten Kletterrouten Norwegens zählt. Im Sommer 1980 gelang es vier Kletterern – Mike Blenkinsop, Richard Thomas, Nils Engelstad und Bjarne Schmidt – die erste dokumentierte Besteigung von Kjerag. Heute gibt es über 30 etablierte Routen, die alle mindestens 500 Meter hoch sind. Die beste Klettersaison ist im Juli und August.
Der organisierte Tourismus nahm Ende der 1980er-Jahre Fahrt auf. Nachdem sie das Foto von Randulff aus dem Jahr 1925 gesehen hatten, machten sich Kjell Helle Olsen und Leif Solheim vom Stavanger Wanderverein auf den Weg nach Kjerag und „wiederentdeckten“ den Kjeragbolten. 1990 erschien ein Foto von Leif, der auf dem Felsblock stand, als Mittelseite im Outdoor-Magazin Fjell og Vidde – und erregte weltweite Aufmerksamkeit. Der Stavanger Wanderverein markierte daraufhin eine neue Route zum Kjerag-Massiv, Nesatindane und Kjeragbolten. Bald darauf strömten immer mehr Besucher in die Region.
Dank seiner steilen Felswände und spektakulären Abgründe entwickelte sich Kjerag auch zu einem Hotspot für BASE-Jumper und zog Adrenalinjunkies aus aller Welt an. Bekannt als die „Majestät des Lysefjords“, wurde dieser mächtige Berg schnell zu einer aufregenden und abenteuerlichen Alternative zum bereits stark frequentierten Preikestolen weiter draußen im Fjord.
1994 wagte Stein Edvardsen als erster BASE-Jumper einen Sprung von der Kjerag-Wand. Schnell wurde Kjerag als eine der weltweit besten Destinationen für BASE-Jumping bekannt – dank seiner spektakulären, senkrechten Wände. Trotz der Risiken des Sports hat BASE-Jumping – insbesondere das legendäre jährliche Event „Heliboogie“ – dazu beigetragen, Kjerag international bekannt zu machen.
Einer lokalen Legende nach entstand Geitaneset, eine Landzunge am Fuß des Berges, durch einen gewaltigen Felssturz vom Kjerag-Massiv. Früher diente dieses Gebiet im Frühling und Sommer als Weideplatz für Ziegen und Kühe. Heute ist es ein beliebter Landeplatz für BASE-Jumper, die anschließend mit dem Boot zurück nach Lysebotn gebracht werden.


Während Nesatindane einst das Hauptziel auf dem Kjerag-Plateau war, wurde es im Laufe der Zeit vom Kjeragbolten überschattet. Dieser spektakuläre Aussichtspunkt bietet ein klassischeres Naturerlebnis und ist ideal für alle, die nicht selbst auf den Felsblock steigen oder an Extremsportarten teilnehmen möchten.
Tourismusentwicklung i Lysebotn
Mit dem Bau der Lysevegen im Jahr 1984 entwickelte sich Lysebotn zu einem wichtigen touristischen Knotenpunkt. Eine Fährverbindung auf dem Lysefjord, der Bau des Restaurants Ørneredet in der Nähe von Kjerag sowie die Erweiterung der Unterkünfte in Lysebotn – darunter ein Campingplatz, eine Wanderhütte und ein Bed & Breakfast – sind nur einige der Maßnahmen, die dazu beigetragen haben, Lysebotn und den gesamten Lysefjord für unvergessliche Naturerlebnisse besser zugänglich zu machen.

Quelle: Stavanger Aftenblad, 26. mai 1995




Quelle: Stavanger Aftenblad, 23. september 2014
Doch mit steigendem Tourismus steigt auch die Belastung für die Natur. Die Stiftelsen Kjerag, gegründet im Jahr 2001, übernahm die Verantwortung für Parkplätze, Einrichtungen und Besucherinformationen – eine Aufgabe, die 2005 von Lysefjorden Utvikling weitergeführt wurde. Im Jahr 2003 wurde Frafjordheiane als geschützte Landschaftszone ausgewiesen, und die zuständige Verwaltungsorganisation SVR erkannte Kjerag als ein zentrales Eingangstor zu diesem Gebiet. Der Stavanger Wanderverein ist für die Instandhaltung des Wanderwegs verantwortlich, um sicheres Wandern zu gewährleisten und Erosion zu minimieren. Im Laufe der Jahre wurde der Weg mehrfach verbessert, unter anderem durch den Bau von Steintreppen, die von Sherpas aus Nepal errichtet wurden.
Im Jahr 2020 wurde Kjerag mit Unterstützung der norwegischen Umweltbehörde als eines der ersten Wanderziele in Norwegen mit dem Prädikat Norwegian Scenic Hike ausgezeichnet. Verschiedene Akteure arbeiten weiterhin zusammen, um einen nachhaltigen Ausgleich zwischen Tourismus und Naturschutz zu schaffen, damit kommende Generationen diesen beeindruckenden Berg in seiner ganzen Pracht erleben und wertschätzen können.


Kjerag: Eine Riese durch Zeit und Natur
Das diesjährige Jubiläum bietet die perfekte Gelegenheit, Kjerags faszinierende Geschichte zu feiern und die vielen Abenteuer zu entdecken, die dieser besondere Ort zu bieten hat. Ob du zur Nesatindane wanderst, um das Panorama des Lysefjords zu genießen, auf dem ikonischen Felsblock stehst oder einfach die majestätische Fjordlandschaft bei einer Übernachtung in Lysebotn auf dich wirken lässt – 2025 ist das Jahr, um Kjerag und den Lysefjord in all ihren Facetten zu erleben. Lassen wir uns von 100 Jahren Geschichte, Natur und Abenteuer inspirieren!
Das Projekt 100 Jahre Kjerag wird von der Gemeinde Sandnes unterstützt.